Das Sexagesimalsystem der Babylonier
Das weltweit gängigste Zahlensystem ist das Dezimalsystem, das auf der Einteilung in zehn Einheiten basiert, zehn heißt auf lateinisch decem. Das war aber nicht immer so.
Fast 2.000 Jahre vor Christus, im Babylonischen Zeitalter, nutzten Menschen das Sexagesimalsystem, ein numerisches System, das auf der Zahl 60 basierte. Das Sexagesimalsystem ist auch heute fester Bestandteil unseres Alltags, nämlich bei der Rechnung der Zeit. Eine Stunde hat 60 Minuten, eine Minute 60 Sekunden usw. Das Neuartigste am babylonischen Zahlensystem war der Gedanke, dass jede Ziffer eine andere Bedeutung hat, je nachdem, an welcher Stelle sie in der Ziffernabfolge steht. Wenn wir zum Beispiel 333 schreiben, dann sind zwar alle Ziffern gleich, allerdings stehen sie mal für 300, für 30 und mal für 3.
Im Sexagesimalsystem gab es kein einheitliches Zeichen für die Null, man nutzte stattdessen ein Leerzeichen für die Abwesenheit eines Wertes. Damit man in einer Ziffernabfolge auch den Wert 0 darstellen kann, benötigt man dafür ein Symbol, das in Form eines kleinen Kreises erstmals mit verschiedenen Zahlensystemen im chinesischen, indischen und arabischen Raum um ca. 300 vor Christus auftauchte.
Das arabische, indische und römische Zahlensystem
Nicht nur die Verwendung eines Zeichens für die Null unterschied die Systeme vom babylonischen Sexagesimalsystem – in vielen dieser Systeme diente statt der 60 die Zahl 10 als Basis und zum Rechnen nutzte man ein einfaches Hilfsmittel: Die eigenen Finger. Es gab genau festgelegte Fingerstellungen an beiden Händen für Einer, Zehner, Hunderter und sogar Tausender. Die Zahlensymbole 0 bis 9, die wir heute kennen, kamen erstmals in arabischen Schriften nach Europa, weshalb sie als arabisches Zahlensystem bekannt wurden, viele kennen die Ziffern aber auch als indische Ziffern. Statt mit 60 Einheiten rechnet man im heute als Dezimalsystem bekannten Zahlensystem mit 10 Einheiten: 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9.
Damals war in Europa noch das römische Zahlensystem vorherrschend, das statt den arabischen Ziffern lateinische Buchstaben verwendete: I für 1, V für 5, X für 10, L für 50, C für 100, D für 500 und M für 1.000. Dem System liegen die Basiszahlen 5 und 10 zugrunde, weshalb man es als quinär-dezimales oder biquinäres Zahlensystem bezeichnet. Anfang des 16. Jahrhunderts untersuchte der deutsche Rechenmeister Adam Ries existierende Zahlensysteme und befand das arabische bzw. indische als das vorteilhafteste, unter anderem da die Verwendung der Null eine tabellarsiche Lösung von Additions- und Subtraktionsaufgaben ermöglichte. Das arabische Zahlensystem wurde immer häufiger genutzt und ist heute weltweiter Standard.
Ein ganz anderes System nutzt übrigens das Volk der Oksapmin in Papua-Neuguinea, deren Zahlensystem auf der 27 beruht. Die Bezeichnungen für die Zahlen bis 27 sind die Wörter für 27 Körperteile, beginnend mit dem Daumen der einen Hand und endend mit dem kleinen Finger der anderen Hand.