Straßenschilder, Zeitung, E-Mails. Lesen ist ein täglicher Bestandteil unseres Lebens. Doch was für die meisten von uns so normal erscheint, ist für andere in der gleichen Form unmöglich. Heute beschäftigen wir uns mit der Blindenschrift und wie Menschen ohne Augenlicht lesen.
Wie geht Lesen ohne Sehen?
Da Blinden der Sehsinn fehlt, nutzen sie die anderen Sinne viel stärker, als wir Sehenden es tun – zum Lesen zum Beispiel den Tastsinn. Während die Brailleschrift die bekannteste Blindenschrift ist, gibt es auch verschiedene andere Blindenschriften. Generell unterscheidet man hier zwischen Relief- und Punktschriften. Bei Reliefschriften werden die lateinischen Buchstaben als grafische Muster tastbar und damit lesbar gemacht. Ein weit verbreitetes Beispiel dafür ist das Moonalphabet, bei dem die Zeichen aus geometrischen Symbolen bestehen, die den Formen der lateinischen Buchstaben ähneln. Punktschriften unterscheiden sich von Reliefschriften in der Darstellungsweise der Buchstaben – statt grafischer Formen werden die Buchstaben in verschiedene Punktmuster übersetzt. Die Punkte treten aus dem Material hervor, bei Papier beispielsweise durch Stanzen, und werden damit für Blinde tastbar bzw. lesbar.
Während viele Blindenschriften von Sehenden entwickelt wurden, war Louis Braille von klein auf blind und stellte seine Blindenschrift 1825 im frühen Alter von 16 Jahren fertig. Die Brailleschrift besteht aus Kombinationen von sechs Punkten, die in zwei Spalten und drei Zeilen angeordnet werden. So ergeben sich 64 mögliche Zeichen, die horizontal von links nach rechts gelesen werden.
Um mit Computern arbeiten zu können, wurde die erweiterte “Computer-Braille” entwickelt – sie hat statt sechs insgesamt acht Punkte. Mit den zusätzlichen Kombinationsmöglichkeiten können Großbuchstaben und verschiedenste Sonderzeichen dargestellt werden. Die Computer-Braille wird bei Braillezeilen benutzt, einem Gerät, das die Zeichen eines Computerbildschirms als Braillezeichen darstellt.
Die Brailleschrift ist übrigens international und wird für jede oft geschriebene Sprache der Welt verwendet. Allerdings muss die begrenzte Anzahl der Braillezeichen den unterschiedlichen Zeichen der verschiedenen Sprachen gerecht werden. Daher gibt es Zeichen, die in verschiedenen Sprachen andere Bedeutungen haben. Das Russische hat zum Beispiel kein Q, weshalb das Braillezeichen für Q im Russischen für einen anderen Laut steht, nämlich für “tsch”. Klingt kompliziert – ist es auch!
Quellen: [1]