Ich befinde mich im letzten Drittel meiner Ausbildung und habe endlich alle Unterrichtsbesuche hinter mir! Es ist beruhigend und bedrohlich zugleich, zu wissen, dass ich keine gewohnten Unterrichtsbesuche mehr absolvieren muss und “nur noch” die Prüfung vor mir liegt.

Die letzten zwei Monate verliefen relativ ruhig, was auch an den darin enthaltenen Herbstferien lag. Für mich war die Zeit geprägt von ungeduldigen Gedanken an die Prüfung. Welche Themen und Methoden eignen sich für eine schulpraktische Prüfung in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen (jüL)? Die Frage war für mich nicht leicht zu beantworten, denn ich habe mir vorgenommen, meine Prüfungsstunde auf den Kernaspekt auszurichten, auf den die Prüfungskommission am meisten zu achten scheint: eine anständige Standardkonkretisierung.

Nähere Informationen zum Aufbau des Referendariats an Berliner Grundschulen befinden sich in der Übersicht.

Kritisch: JüL und die Standardkonkretisierung

Das, was mich wochenlang grübeln ließ, waren die starren Kriterien der Unterrichtsentwürfe, welche immer eine sogenannte Standardkonkretisierung zum geplanten Kompetenzerwerb enthalten müssen.

Eine Standardkonkretisierung fasst in einem Satz zusammen, welche konkreten Kompetenzen aus dem Rahmenlehrplan bei den Lernenden wie genau gefördert werden sollen. 

Dieser eine Satz beschreibt also das angestrebte Lernziel der Unterrichtsstunde sowie die Art der Zielerreichung und bezieht sich so konkret wie möglich auf das jeweilige Thema oder Material der Stunde. Mithilfe der Standardkonkretisierung sollte man am Ende der gehaltenen Stunde klar formulieren können, ob und warum das Ziel der Stunde erreicht wurde oder nicht.

Gebildet wird die Standardkonkretisierung aus den inhalts- und prozessbezogenen Kompetenzen im fachbezogenen Rahmenlehrplan.

Nehmen wir das Fach Mathematik als Beispiel. Hier gibt es sechs prozessbezogene und fünf inhaltsbezogene Kompetenzbereiche.

RLP Mathe Kompetenzen

Rahmenlehrplan Berlin, Teil C Mathematik, S. 5 [2]

Die Kompetenzen sind wiederum in verschiedene Niveaustufen eingeteilt, die den Lernstand bzw. die Lernziele der Kinder definieren. Welche Niveaustufe in etwa welcher Jahrgangsstufe entspricht, geht aus dieser Übersicht hervor:

RLP Mathe Niveaustufen

Rahmenlehrplan Berlin, Teil C Mathematik, S. 12 [2]

Standardkonkretisierung für eine Jahrgangsstufe

Für eine Regelklasse, in der Kinder eines einzigen Jahrgangs miteinander lernen, könnte eine Standardkonkretisierung zum Beispiel so aussehen:

Standardkonkretisierung Mathe

Hier werden die prozess- mit den inhaltsbezogenen Kompetenzen einfach verknüpft oder “zusammengeklickt”, wie meine Fachseminarleiterin sagte. Diese Standardkonkretisierung ist zugegeben sehr allgemein formuliert, da ich diese Stunde nie gehalten habe. Es könnte beispielsweise sinnvoll sein, die gewählte Sozialform sowie die Arbeits- oder Hilfsmittel mit einzubinden, um den Standard noch konkreter und individueller zu gestalten.

Standardkonkretisierung für mehrere Jahrgangsstufen (Level: easy)

Für eine jahrgangsübergreifende Lerngruppe, in der Kinder aus mehreren Jahrgängen miteinander lernen, sieht das Ganze schon anders aus. Denn hier müssen mehrere Niveaustufen (also mehrere Lernziele) in einer Standardkonkretisierung untergebracht werden.

Allerdings ist das kein Problem, solange die beschriebenen Kompetenzen innerhalb der einzelnen Niveaustufen sinnvoll aufeinander aufbauen, wie hier:

RLP Mathe Größen

Rahmenlehrplan Berlin, Teil C Mathematik, S. 25 [2]

Von Niveaustufe B bis D (also etwa vom zweiten bis zum sechsten Schuljahr) kann hieraus eine stringente Standardkonkretisierung formuliert werden, denn fest steht schon mal: In dieser Unterrichtsstunde rechnen die Lernenden mit bekannten Größenangaben.

Im praktischen Unterricht könnte die Stundenaufgabe zum Beispiel so gestaltet sein, dass Lernende auf Niveaustufe C zusätzlich ihr Wissen zu Massen und Lernende auf Niveaustufe D ihr Wissen über Flächeninhalte, Volumina oder Winkelgrößen einbringen müssen, um alle Kinder niveaustufengerecht zu fördern. Noch konsistenter wird es natürlich, wenn alle Kinder mit derselben Größe rechnen (z.B. Längen) und die Differenzierung für die Niveaustufen C und D lediglich im Anwenden auf verschiedene Maßeinheiten (also Milli-, Zenti-, Dezimeter etc.) besteht, sodass der Schwierigkeitsgrad pro Niveaustufe wächst.

Um eine Standardkonkretisierung daraus entwickeln zu können, muss nun noch eine passende prozessbezogene Kompetenz gewählt werden, die beschreibt, inwiefern sich die Lernenden mit dem Rechnen mit Größenangaben genau auseinandersetzen. Alles machbar.

Standardkonkretisierung für mehrere Jahrgangsstufen (Level: wtf)

Manche Inhalte und Standards machen es einem allerdings sehr schwer, eine gute Standardkonkretisierung formulieren zu können. Speziell im Fach Deutsch und insbesondere dann, wenn es um die Niveaustufen A bis C geht, was dem 1. bis 3. Lernjahr entspricht. Denn dort liegen die Kompetenzen und Schwerpunkte oft so weit auseinander, dass es schwer fällt, sie als Teile eines gemeinsamen Lernbereichs zu begreifen:

Rahmenlehrplan Deutsch

Rahmenlehrplan Berlin, Teil C Deutsch, S. 20 [3]

In diesem Fall eignen sich die aufgeführten Kompetenzen nicht für einen Unterrichtsentwurf. Eine daraus entwickelte Standardkonkretisierung würde auf unterschiedlichen Niveaus ganz unterschiedliche Ziele verfolgen. Auf Niveau A geht es um das Erkennen und Zuordnen bekannter Dinge, während Niveau B die Anwendung einer bestimmten, vorher eingeübten Methode zum Abschreiben in den Vordergrund stellt und Niveau C zielt auf erarbeitete Rechtschreibstrategien, mithilfe derer die Lernenden Stolperstellen bei der Schreibung von Wörtern identifizieren und überwinden können. Sicherlich kann man auch daraus eine Unterrichtsstunde konzipieren, in welcher jedes Kind für sich Aufgaben passend zu seiner Niveaustufe erfüllt. Das entspräche einer auf das jüL-System angepassten Umsetzung, ist aber für einen Unterrichtsbesuch oder gar die Prüfung wenig attraktiv – sowohl für die unterrichtende Lehrkraft als auch für die Fachseminarleitung, die die Stunde bewertet. Denn dort wird am Ende der Stunde ein gemeinsamer Lernfortschritt der Lerngruppe hinsichtlich eines homogenen Kompetenzbereichs erwartet und keine individuellen Entwicklungen in unterschiedlichen Bereichen.

Long story short: Die Anforderungen an einen Unterrichts- oder Prüfungsentwurf passen nicht immer zu den realen Gegebenheiten alternativer Schulkonzepte. Für Unterrichtende von jahrgangsübergreifenden Lerngruppen scheint das System an manchen Stellen noch nicht ausgelegt zu sein.

Das ist alles kein großes Problem, solange man selbst bereit ist, diese Umwege jedes Mal zu gehen und solange die jeweiligen Fachseminarleitungen und der Prüfungsvorsitz in dieser Sache mit sich reden lassen. Allerdings muss man auch gute Argumente vorbringen, um zu rechtfertigen, warum man sich lieber am eigenen Schulkonzept als an veralteten Ausbildungsvorschriften orientiert hat. Und das wiederum war mir für meine Prüfungsstunde dann doch zu heikel oder anders gesagt: Ich wollte vermeiden, an meinem Prüfungstag noch mehr kämpfen zu müssen als unbedingt notwendig.

Bürokratie – Der Prüfungszeitraum beginnt

Sobald das Wort “Prüfungszeitraum” in den Seminaren herumgeistert, sollte man langsam anfangen, seine Unterlagen zusammenzustellen. Denn je näher die Prüfung rückt, desto mehr Formulare müssen auf einmal ausgefüllt, unterschrieben, beglaubigt, gescannt und eingereicht werden. Halleluja! Darauf hätte ich mich früher gefasst machen müssen…

Ein kleiner Eindruck davon, welche bürokratische Flut auf angehende Lehrkräfte zukommt. Eingereicht werden müssen:

1. Welle

  • tabellarischer Lebenslauf
  • Erste-Hilfe-Bescheinigung
  • beglaubigte Kopie des letzten Abschlusszeugnisses (Diplom/Master etc.)
  • Bescheinigung zur Teilnahme an der Sicherheitsbelehrung (Sachunterricht, GeWi, NaWi)

2. Welle

  • alle §15-Gutachten des aktuellen Semesters
  • alle §-17-Gutachten VSVO (Beurteilungen mit Noten der 3 Fachseminare sowie der Schulleitung)
  • Übersicht über absolvierte Modulbausteine gem. §19 (Allgemeine Seminarleitung)
  • Anmeldeformular zur Prüfung

3. Welle – Bewerbung beim Senat

Um in den Schuldienst eingestellt zu werden, stellt die Senatsverwaltung einen Haufen Unterlagen zum Download bereit. Die Unterlagen sollten bis zur Vertragsunterzeichnung alle vorhanden, fertig ausgefüllt und unterschrieben sein, da ansonsten unter Umständen die Vertragsunterzeichnung verschoben werden muss – zum Beispiel beim Fehlen des Masernschutznachweises. Hier ein Überblick über die verlangten Unterlagen:

Persönliche Dokumente:

  • Personalausweis (bei Dienstkräften mit Staatsangehörigkeit außerhalb der EU: Pass)
  • tabellarischer Lebenslauf
  • Geburtsurkunde
  • ggf. Heiratsurkunde
  • ggf. Scheidungsurteil mit Rechtskraftvermerk
  • ggf. Sterbeurkunde des Ehegatten
  • ggf. Geburtsurkunden der Kinder
  • ggf. Schwerbehindertenausweis (beide Seiten)
  • Zeugnis über Schulabschluss
  • Zeugnis über Studienabschluss
  • Zeugnis über Berufsausbildung
  • ggf. Arbeitserlaubnis bzw. Aufenthaltstitel
  • Arbeitszeugnisse über bisherige Tätigkeiten
  • Kündigungsbescheinigung, falls während des Referendariats ein Nebenjob (von maximal 4 Wochenstunden) ausgeübt wurde
  • Sozialversicherungsausweis
  • Mitgliedsbescheinigung der Krankenkasse
  • Bescheinigung über Impfschutz gegen Masern (nur erforderlich, wenn nach 1970 geboren)

Weitere Formulare:

  • Personalfragebogen mit Lichtbild
  • Erklärung über Verurteilungen (erweitertes Führungszeugnis)
  • Niederschrift förmliche Verpflichtung (zweifach)
  • Niederschrift Schweigepflicht (zweifach)
  • Niederschrift Nachweisgesetz (zweifach)
  • Niederschrift datenschutzrechtliche Geheimhaltung (zweifach)
  • Zusatzerklärung über Zwangsvollstreckungsmaßnahmen
  • Erklärung über die Kenntnisnahme von wichtigen Vorschriften
  • Einverständnis Aktenanforderung (soweit erforderlich)
  • Zustimmung Akteneinsicht Personalrat
  • Erklärung über anhängige Verfahren
  • Erklärung zu Erkrankungen
  • Bankverbindung
  • Erklärung zur Teilzeit
  • ggf. Antragsformulare (Kindergeld, vermögenswirksame Leistungen, Überleitung in die VBL)
  • ggf. weitere, auf das jeweilige Bundesland bezogene Unterlagen

Ruhe bewahren

Ja, die Liste ist lang und ja, Beamtendeutsch ist die hässlichste Sprache der Welt. Es lohnt sich, gut sichtbare Klebezettel mit Fragezeichen an die Dokumente zu heften, wo man sich nicht sicher ist, ob man das Kreuz an der richtigen Stelle gemacht hat. Denn manchmal entscheidet ein versehentlich falsch gesetztes Kreuz über zukünftige Arbeitsbedingungen. Durch Klebezettel stolpert die Verwaltungskraft bei der eiligen Durchsicht der Dokumente darüber und einzelne Fragen können beantwortet werden.

Tipps zur Vorbereitung auf die Staatsprüfung

  • Entscheide, welcher Prüfungstermin zu dir passt, indem du die Vor- und Nachteile individuell für dich abwägst. Für mich war es beispielsweise eine gute Entscheidung, die Prüfung vor Ende des Jahres abzuschließen, sodass zwischen Prüfung und Berufseinstieg zum Halbjahr insgesamt 6 Wochen liegen. Für andere war es die bessere Entscheidung, die Prüfung kurz vor Ende des Halbjahres abzulegen, da sie aufgrund anderer Pflichten (z.B. eigene Kinder) weniger Zeit zur Vorbereitung haben oder weil sie aufgrund der jeweiligen Ausbildungsart (z.B. im berufsbegleitenden Referendariat) nach ihrer Prüfung als Vollbeschäftigte bei gleichem Ausbildungslohn eingesetzt werden dürfen. Das ist bei Auszubildenden im regulären Referendariat anders: Hier dürfen zwischen bestandener Prüfung und Berufseintritt maximal 6 Wochenstunden zur bisherigen Arbeitszeit hinzukommen. Also entscheide weise!
  • Suche dir frühzeitig dein Prüfungsthema und studiere die Rahmenlehrpläne rechtzeitig, um spontane Umschwünge und damit einhergehenden Stress zu vermeiden. Achte darauf, dass du für die Prüfungsstunde eine sinnvolle und klare Standardkonkretisierung formulieren kannst und baue deinen Stundenentwurf genau darauf auf.
  • Frage im Kollegium nach Ideen, Empfehlungen und Material, welches für deine Prüfung in Frage kommen könnte. Vielleicht gibt es sogar im Kollegium nette Menschen, die deine Prüfungsentwürfe vor der Abgabe kritisch beäugen und zusätzliche Tipps geben.
  • Sieh dir (für gut befundene) Prüfungsentwürfe von anderen Leuten an, um Inspiration zur Optimierung zu erhalten. Oft liegen alte Entwürfe von vorangegangenen Auszubildenden in den Seminarzentren aus, also nutze die Chance!
  • Kümmere dich frühzeitig um deine Unterlagen, die du bei der Senatsverwaltung abgeben musst. In mehreren Wellen werden Mails mit einzureichenden Unterlagen und auszufüllenden Formularen auf dich zukommen und zusätzlich zum Prüfungsstress noch Bürokratiestress verursachen. Achte darauf, welche Unterlagen du in mehrfacher Ausführung abgeben musst und für welche Formulare du Vorbereitungszeit brauchst (z.B. Führungszeugnis, Masernschutznachweis etc.).
  • Nimm die Chance wahr, deinen Prüfungsvorsitz vorab kennenzulernen. Die Termine gibt die allgemeine Seminarleitung bekannt, wenn es soweit ist. Bei diesem Treffen (oder bei einer Videokonferenz) können Fragen zur Prüfung “aus erster Hand” beantwortet und letzte Unsicherheiten aus dem Weg geräumt werden. Außerdem ist es für den nervösen Geist ein ganz hilfreiches Mittel, um unnötige Ängste schon im Voraus abschütteln zu können. Denn im besten Fall merkst du recht schnell, dass der Prüfungsvorsitz ein Mensch ist, der dir wohlwollend begegnet. Niemand möchte, dass du durch die Prüfung rasselst.
  • Informiere dich über den Ablauf und die Rahmenbedingungen am Prüfungstag.

Ich muss zugeben, dass mir jeder dieser Tipps bereits vorher bekannt war. Und dennoch habe ich ein paar der Ratschläge überhaupt nicht beachtet. Warum? Weil diese Tipps so logisch sind wie “Ernähre dich gesund” oder “Gönn’ dir ausreichend Schlaf”. Jeder Mensch weiß, dass das eindeutig die gesündere Wahl ist, als das Gegenteil zu tun. Aber nicht immer ist man in der Lage, diese logischen Erkenntnisse in praktische Handlungen umsetzen.

Erkenntnisse auf dem Weg zur Professionalität

  • Arbeitshefte vermeiden Stress. Meine “Prüfungseinheiten”, also die Unterrichtseinheiten, in welche meine Prüfungsstunden fallen, haben eine entscheidende Gemeinsamkeit: Das Lernprodukt und Arbeitsmittel ist ein (selbst erstelltes) Arbeitsheft, welches von den Kindern nur in der Schule bzw. nur in meinen Unterrichtsstunden bearbeitet und nie mit nach Hause genommen wird. Nur so schien es mir möglich, das Zettelchaos meiner Lerngruppen halbwegs zu unterbinden. Und es funktioniert wunderbar! Sätze wie “Ich habe meinen Hefter vergessen”, “Ich habe das Blatt nie bekommen” oder “Ich finde meine Sachen nicht” höre ich seitdem nicht mehr. Ich habe zudem immer einen guten Überblick darüber, wie weit jedes Kind ist und wo ich nachsteuern muss. Einen netten Nebeneffekt für die Kids hat es auch: Das Arbeitsheft und somit auch die dazugehörigen Unterrichtsstunden werden als etwas Besonderes wahrgenommen. Jedes Kind hat schon nach ein paar Wochen ein Lernprodukt, das mit eigenen Gedanken und kreativen Ideen gefüllt wurde.

Medium des Monats

Für mehr Bewegung im Unterricht eignen sich kurze Videos, die sportliche Übungen mit spielerischen Elementen verbinden. Ich habe diesbezüglich die “Would you rather…?”-Videos auf YouTube für mich und meine Lerngruppe entdeckt. Videos mit diesem Titel werden von verschiedenen Kanälen hochgeladen und sind zwischen 5 und 10 Minuten lang.

So funktioniert es:  

Das Video stellt zunächst zwei Dinge oder Figuren aus der Lebenswelt von Kindern gegenüber, zum Beispiel Lego und Pokémon. Die Kinder sollen sich nun innerhalb weniger Sekunden für eine der beiden Sachen entscheiden.

Would you rather... Lego or Pokemon

YouTube-Kanal “Fix and Play” (2020): Would You Rather? Workout – Physical Education [4]

Entscheiden sie sich für die linke Seite (in diesem Fall für Lego), müssen sie die nachfolgende Sportübung auf der linken Seite machen und umgekehrt. Jene Übung wird dann durchgeführt, bis die Zeit (meistens 30 Sekunden) abgelaufen ist und die nächste Entscheidung ansteht.

Would you rather - Bewegung

YouTube-Kanal “Fix and Play” (2020): Would You Rather? Workout – Physical Education [4]

Es gibt mittlerweile verschiedene Editionen (z.B. “Superheroes” oder “Sports”), die viele bekannte Inhalte für Kinder bereithalten. Weil jedes Kind einen Bezug zu den gezeigten Bildern herstellen kann und die Übungen zudem kurz und kindgerecht gehalten sind, haben diese kleinen Sporteinheiten einen verblüffend motivierenden Effekt auf die Kids. Und auch hier gibt es mal wieder einen netten Nebeneffekt: Die Videos sind englischsprachig, so lassen sich englische Vokabeln noch etwas besser einprägen!

Ratschläge und Leitsätze für alle Lehrkraft-Neulinge

In den letzten drei Episoden 10 und 11 teile ich Tipps zu Themen des Classroom-Managements. Thema heute: Ruhestörungen und Lautstärkepegel.

Beruhigende Ratschläge

Die vorgestellten Methoden fallen mehr in den Bereich der Intervention anstelle der Prävention und gehen somit nicht den Kern des Problems an (Warum wird es überhaupt laut während Arbeitsphasen?).

Und natürlich muss ich noch dazu erwähnen, dass nicht jede Lautstärke als Störfaktor definiert werden kann oder sollte. Es gibt durchaus produktive Lautstärke, wenn sich die Lernenden aktiv über bestimmte Lerninhalte unterhalten.

  • “Hände hoch!” – Beim ersten Tonsignal (z.B. ein Gong) soll die Lerngruppe insgesamt leiser werden. Jedes Kind soll merken, dass das Ruhesignal angeklungen ist und entsprechend seine Gespräche einstellen oder sich an den Flüsterton erinnern. Falls das nicht funktioniert, ertönt das Signal ein zweites Mal. Nun muss jedes Kind alles loslassen, was es in den Händen hält und sie weit nach oben strecken. Alle Münder müssen dann geschlossen und alle Augenpaare auf die Lehrkraft gerichtet sein. Die Position wird so lange gehalten, bis ausnahmslos alle Kinder mitmachen und völlige Stille im Raum herrscht. Je nach Zweck dieser Übung kann die Lehrkraft nun entweder eine wichtige Ansage machen oder die Lerngruppe zum Einhalten der Arbeitslautstärke auffordern. Besser ist es, wenn die Lerngruppen zur Eigenverantwortlichkeit angehalten werden. In dem Fall kann die Lehrkraft fragen, warum das Ruhesignal ertönt ist und die Lernenden können eigenständig erklären, welche Regeln sie missachtet haben und was sie tun können, damit das nicht mehr passiert. Denn je öfter die gesamte Klasse die Hände nach oben strecken, sich umdrehen und abwarten muss, desto genervter ist die Lerngruppe davon. Das ist für gewöhnlich ein guter Katalysator für Verhaltensänderungen, auch wenn es in der anfänglichen Unterrichtspraxis unfassbar anstrengend für alle ist.
  • Dezibel-Messgeräte in Form von Lärm-Ampeln oder Apps mit einem Lautstärkesensor sind ein weiteres Mittel, um Kinder an eine angemessene Arbeitslautstärke zu gewöhnen. Apps wie Classroomscreen [5] oder Bouncy Balls [6] bieten ein solches Tool, das die Umgebungslautstärke im Klassenzimmer misst und beim überschreiten einer (individuell einstellbaren) Dezibelgrenze ein bestimmtes Signal ertönen lässt, auf das die Lerngruppe reagiert. Allerdings bieten solche Funktionen natürlich gefundenes Fressen für viele Kinder, denn es ist einfach zu attraktiv, die Grenzen dieser Tools mit absichtlichen Geräuschen auszuloten und damit zu spielen. Logisch, so ging es mir ja auch bei der ersten Nutzung. Also was tun? Es erscheint fair, der Lerngruppe eine kurze, vorher vereinbarte Zeit zum freien Explorieren mit dem Tool zu geben, ohne Regeln und Konsequenzen. Nach dieser Phase müssen allerdings Regeln vereinbart werden. Was passiert, wenn einzelne Kinder die Ruhe absichtlich stören? Was passiert, wenn die ganze Klasse mehrmals die Dezibelgrenze überschreitet? Ab wann gibt es welche Konsequenz?
  • Die Katze im Klassenraum – Diese Methode nenne ich so, weil ich sie genauso bei einer Hospitation an einer anderen Berliner Grundschule gesehen habe. Während der Freiarbeitsstunde stellte die Lehrkraft einen Korb mit einer lebensgroßen Plüschkatze in die Mitte des Raums. Sie legte einen kleinen Schalter an der unteren Seite des Stofftiers um und die Katze gab ein leises “Miau” von sich. Das Geräusch der Katze ertönt alle paar Minuten und ist nur hörbar, wenn es im Raum ruhig ist und fungiert als regelmäßige Erinnerung an die Arbeitslautstärke. Jetzt hat natürlich nicht jede Lehrkraft eine mauzende Stoffkatze parat, also müssen Alternativen her. Zum Beispiel könnte die Lehrkraft in unregelmäßigen Abständen ein bestimmtes Geräusch vom eigenen Handy abspielen. So lässt sich die Lautstärke exakt einstellen und sogar bestimmen, was als Signal ertönt. Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, aber wenn, dann würde ich es so machen: Ich nehme kurze Ansagen mit dem Voicerecorder auf meinem Handy auf und spiele sie während einer lauter werdenden Arbeitsphase ab. Dann ertönen zum Beispiel Sätze wie “Stehe auf und greife dir an die Nase” oder “Telefoniere mit deinem Fuß”. Nur die Kinder, die die leise Nachricht gehört haben, können die Aufforderung auch umsetzen. So wird sofort sichtbar, in welchen Ecken des Raumes es zu unruhig ist und die Kinder, die das Signal nicht gehört haben, werden auf eine spielerische Art und Weise darauf aufmerksam gemacht. Das könnte die Motivation steigern, das Signal beim nächsten Mal auch direkt beim ersten Mal zu hören und folglich leiser zu arbeiten.

Was zu sagen bleibt…

Der nächste Bericht wird mein letzter sein. Denn dann sind 18 Monate im Berliner Referendariat vergangen! Im letzten Bericht erzähle ich alles Wissenswerte zur unterrichtspraktischen Prüfung (Staatsprüfung) und gebe eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Ratschläge aus dem Referendariat. Bis dahin schließe ich mit den Worten des großen Tagebuchschreibers Bert:

“Alles ok, Kartoffelpüree!” [1]

 


[1] Jacobsson u. Olsson (1996): Berts gesammelte Katastrophen. Oetinger Verlag.

[2] Berliner Rahmenlehrplan Mathematik, Klasse 1 bis 10.

[3] Berliner Rahmenlehrplan Deutsch, Klasse 1 bis 10.

[4] “Would you rather…?” (YouTube)

[5] Classroomscreen

[6] Bouncy Balls

Autorin: Carla

Für etwa drei Jahre schrieb ich Artikel für das phase6 Magazin und das Lehrkräfte Magazin. Mit besonderer Vorliebe widmete ich mich dabei spannenden Themen der pädagogischen Psychologie in Theorie und Praxis. Während meines Referendariats an einer Berliner Grundschule schrieb ich Erfahrungsberichte und gab einen Einblick in meinen Schul- und Ausbildungsalltag. Mittlerweile befinde ich mich in der turbulenten Berufseinstiegsphase und darf eine jahrgangsgemischte Lerngruppe an einer montessori-orientierten Grundschule in Berlin unterrichten.