Oft lernen wir neue Inhalte eher auswendig, anstatt sie wirklich zu verstehen und auch anwenden zu können. Die Folgen sind dann nicht nur unbefriedigende Resultate in Prüfungen, es verschwendet auch Zeit. Ein Lerntagebuch schafft Abhilfe und wir zeigen dir, wie’s geht! Außerdem findest du am Ende des Beitrages ein von uns für dich erstelltes Lerntagebuch zum kostenlosen Download.

Du wirst das kennen…

Vor der Klausur bist du gewissenhaft alle Mitschriften aus dem Unterricht oder den Vorlesungen durchgegangen. Als du abgefragt wurdest, konntest du auch alles fehlerfrei wiedergeben. Mit einem guten Gefühl bist du zur Prüfung gegangen und dann das – als du dir die Aufgaben durchliest, denkst du dir: „Was soll das?! Das haben wir doch SO gar nicht im Unterricht durchgenommen! Ich habe keine Ahnung, wie ich auf die Lösung kommen soll.“ Und obwohl du dir eigentlich sicher warst, alles zu können, bleibt der Lernerfolg aus und dein Ergebnis kann nicht mal als „befriedigend“ betrachtet werden. Was ist schief gelaufen?

Wissen ist nicht gleich Wissen

Kennst du schon die Anekdote über Max Planck und dessen Chauffeur?

Eine Deutsche Briefmarke auf welcher Max Planck abgebildet ist.

Eine alte deutsche Briefmarke mit dem Nobelpreisträger Max Planck (1858-1947). Er gilt als Begründer der Quantenphysik.

Nachdem Planck 1919 den Nobelpreis für die Entdeckung des Planckschen Wirkungsquantums erhielt, welche als Geburtsstunde der Quantenphysik gilt, tourte er durch ganz Deutschland, um vor einem fachkundigen Publikum Vorträge über seine Entdeckungen zu halten. Immer mit dabei: sein Chauffeur, dem es zwar an physikalischem Wissen fehlte, nicht aber an Gerissenheit.

Gelangweilt davon, den immer gleichen Vortrag hören zu müssen, welchen er mittlerweile auswendig aufsagen konnte, kam der Chauffeur auf eine Idee: Planck und er könnten sich einen Spaß mit dem Auditorium erlauben und einfach einmal die Rollen tauschen. Amüsiert von diesem Vorschlag willigte Planck ein, wollte er doch auch einmal der Monotonie entkommen.

Beim nächsten Vortrag wurde also der Plan in die Tat umgesetzt. Der Chauffeur konnte die Rede zwar zunächst auswendig und völlig fehlerfrei runterrattern, jedoch verstand er sie weder noch besaß er auch nur rudimentäre Kenntnisse über die Physik. Als ihm dann eine Frage aus dem Auditorium gestellt wurde, erwiderte er schelmisch: „Ich bin erstaunt, dass mir vor einem so fachkundigen Publikum eine derart triviale Frage gestellt wird, die sogar mein Chauffeur beantworten kann.“ Mit diesen Worten richtete er sich an Planck, der sich als Chauffeur verkleidet unter das Publikum gemischt hatte und nun die richtige Antwort gab.

Du siehst: Es existiert eine breite Kluft zwischen Auswendiglernen und tatsächlichem Verstehen. Ein Lerntagebuch hilft dir dabei, neu gewonnenes Wissen so zu verinnerlichen, dass du es auch tatsächlich anwenden kannst.

Was ist ein Lerntagebuch?

Das Anfertigen eines Lerntagebuchs behandelt primär die Metaebene des Lernens. Das bedeutet, es soll über Verständnisprobleme, neue Erkenntnisse, Lernfortschritte und persönliche Positionierung reflektiert werden. Ferner soll auch der Lernprozess allgemein strukturiert und begleitet werden.

Ein Lerntagebuch (auch: Lernjournal oder Lernprotokoll) dient deiner persönlichen Lernfortschrittsdokumentation sowie der Reflexion des eigenen Lernprozesses. Die stetige Nachbereitung des Gelernten und die aktive Auseinandersetzung mit den persönlichen Verfahrensweisen generieren ein vertieftes Verständnis des behandelten Stoffes und stärken das Bewusstsein für den individuell optimalen Lernstil.

Die Reflexion des Lernprozesses

Durch die permanente Dokumentation und Reflexion deines Lernfortschritts hast du die Möglichkeit, den neuen Stoff mit bereits bestehendem Wissen zu verknüpfen. Dieser interdisziplinäre Ansatz zwingt dich dazu, dein neu erworbenes Wissen anzuwenden. Das ermöglicht dir, den Stoff auch wirklich zu verstehen und schließlich zu verinnerlichen.

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Neben den Lerninhalten reflektierst du auch deine Lernmethoden und deine persönlichen Interessen sowie Stärken und Schwächen im Bezug auf deinen Lernprozess. Unklarheiten oder Schwierigkeiten werden dadurch identifiziert und können zielgerichteter beseitigt werden. Auch die Stellen, die dir besonders leicht gefallen sind, werden untersucht – so wird der Lernerfolg stets wahrgenommen. Das sorgt für mehr Motivation.

Ein Lerntagebuch umfasst:

  • Strukturierung des Lernstoffes
  • Verknüpfung mit bestehendem Wissen
  • Identifikation von Problemen
  • Dokumentation des positiven Lernfortschritts

Lerntagebuch Beispiel: Die perfekte Klausurvorbereitung

Ein Lernjournal erstellen zu können, ist eine Fähigkeit, die dir auf jeder Etappe deines lebenslangen Bildungsweges einen erheblichen Vorteil bringen wird. Ob als Hilfsmittel für autodidaktische Phasen wie der persönlichen Weiterbildung oder der Prüfungsvorbereitung, ebenso begleitend zu Seminaren oder Unterrichtsfächern, bietet sich das Lerntagebuch für die Uni, Schule oder eben das Selbststudium an.

Der Blogger und Youtuber Daniel Leeser behandelt auf seinem Kanal “Studenten-Tipps” Themen rund um effizientes Lernen. Seine Lerntagebuch-Vorlage haben wir uns mal genauer angeguckt:

Klausurvorbereitung

Termin:  20.09.2019

Ziel: 1,x

Zeit: 3 Wochen

Start: 29.08.2019

To-Dos:

  • Mind Map sichten
  • Aufgaben identifizieren
  • erste Aufgabe beginnen
  • inhaltlich in Zusammenhang bringen

Vorgehen:

Reflexion:

Es bietet sich an, ein solches Lernjournal-Muster für deine persönliche Lernfortschrittsdokumentation als Deckblatt festzulegen. So hast du die wichtigsten Informationen gleich zu Beginn der einzelnen Lerneinheiten vor Augen und kannst dich beim Eintragen an den vorgegebenen Punkten entlanghangeln.

Als erstes trägst du den Termin der anstehenden Prüfung sowie das Datum, an dem dein Lernprozess beginnt, ein. Außerdem ist es ratsam, vor jeder Lernsession die verbleibenden Tage bis zur Prüfung zu notieren, so hast du dein Zeitkontingent immer im Blick.

Formuliere dein angestrebtes Ziel so genau wie möglich: Du kannst auf das Deckblatt dein übergeordnetes Ziel notieren (z.B. die angestrebte Benotung) und pro Lerneinheit Teilziele bestimmen (z.B.: “heute zwei Kapitel durcharbeiten”). Dies dient zum einen der persönlichen Motivation, zum anderen macht es deinen Lernerfolg messbar.

Im nächsten Schritt setzt du deine Methoden fest. Um organisiert und vor allem effizient zu arbeiten, ist es wichtig, dass du für dich funktionierende Verfahren und Techniken identifizierst. Methodenbezogenes Arbeiten führt ferner zur Implementierung der entsprechenden Prozesse. Der Vorteil ist klar: Je weniger du dir darum Gedanken machen musst, wie ein Ablauf von statten geht, desto mehr kannst du dich darauf fokussieren, was der Inhalt dir vermittelt.

Desweiteren bestimmst du deine To-Dos. Auch hier einmal für den kompletten Lernprozess (Vorlesungen, Pflichtlektüre und Arbeitsblätter bearbeiten) und jeweils für die einzelnen Lernsessions (Mindmap sichten, Aufgaben identifizieren, Aufgaben bearbeiten).

Abschließend zu jeder Lerneinheit erfolgt der, zumindest im Kontext des Lerntagebuchs, elementarste Schritt: die Reflexion. Du lässt das eben Gelernte hinsichtlich deines konkreten Lernfortschrittes Revue passieren. Zu diesem Zweck stellen wir dir im Folgenden einige Leitfragen vor, die dir beim Anfertigen deines Lerntagebuchs behilflich sein können.  

Lernjournal schreiben: Diese Leitfragen helfen dir

  • Bin ich im Stande, das Gelernte in eigenen Worten wiederzugeben?
  • Gibt es zentrale Konzepte, welche mir so wichtig scheinen, dass ich sie verinnerlichen möchte? Kann ich sie zu diesem Zweck kurz definieren?
  • Kann ich das Gelernte mit meinem eigenen Erfahrungsschatz verbinden oder widersprechen gar einzelne Elemente meiner persönlichen Empirie dem Gelernten?
  • Welche Themenkomplexe interessieren mich und welche nicht? Warum ist das so?
  • Schaffe ich es, das behandelte Thema auch interdisziplinär in meinen Wissensbestand einzubetten?
  • Welche Fragen wirft das Gelernte auf?
  • Welche Gedanken kommen mir beim Lernen, die über den Stoff hinausgehen?
  • In welchen Lebensbereichen kann ich den Stoff praktisch nutzen?
  • Was blieb unbeantwortet? Was ist mir noch unklar?

Junge sitzt im Bett und schreibt in sein LernjournalDiese Leitfragen sollen zur Anregung deines Schreibprozesses dienen. Mit zunehmender Erfahrung wirst du deinen ganz eigenen Fokus herausarbeiten und Strategien der Herangehensweise entwickeln. Das bedeutet: Es ist nicht nötig, dich stoisch an die hier vorgegeben Punkte zu halten. Dies könnte sogar kontraproduktiv sein. Die Dynamik und individuelle Anpassung ist ja schließlich das übergeordnete Ziel beim Anfertigen eines Lerntagebuchs.

Ein Lerntagebuch ist auch kein Garant für einen perfekten Lernprozess. Besonders, wenn du dein Lerntagebuch rein autodidaktisch nutzt, kann es sein, dass sich Fehler einschleichen oder gar fehlerhafte Prozesse zur Gewohnheit werden. Daher ist es auch von oberster Wichtigkeit, deine Methoden zu reflektieren und zu hinterfragen und dir bei etwaigen Problemen andere Meinungen einzuholen.

Und damit du gleich loslegen kannst, hat phase6 für dich ein Lerntagebuch-Muster zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt!

 

Lerntagebuch Download

Autorin: Elisa
Während meines Kulturwissenschaftsstudiums fand ich meinen Weg zu phase6 und verfasse hier – unter anderem – Beiträge für das phase6 Magazin. Meine Leidenschaft für das Schreiben habe ich 2017 während meines Auslandspraktikums in Barcelona entdeckt, wo ich bereits einige Beiträge verfasst habe.