Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!
Dieser Ausdruck großen Erstaunens, wenn etwas außergewöhnlich Unsagbares geschieht, hat seinen Ursprung vermutlich in einem Till-Eulenspiegel-Schwank.
Der durch die Weltgeschichte umherschweifende Schalk heuerte einst bei einem Braumeister an. Dieser beauftragte Till, während seiner Abwesenheit den Hopfen sorgfältig zu sieden, was der Geselle natürlich gewissenhaft umsetze.[1] Ein wichtiges Detail an dieser Stelle ist, dass der Bierbrauer einen Hund namens Hopf hatte, welcher nun verrückt zuckend in einer Braupfanne sein jähes Ende fand… – Du kannst dir sicher vorstellen, dass das Erstaunen des Meisters groß war, als er bei seiner Rückkehr nicht das dem Bier seine Würze verleihende Hopfen in der Kochpfanne vorfand, sondern seinen gut-garen Gefährten Hopf.
Im Dilemma gefangen – schließlich trug der Bierbrauer selbst eine große Mitschuld am Tod seines treuen Vierbeiners – konnte er nichts anderes tun, als Till schlicht vom Hof zu jagen.[2]
Zugegeben, kein schöner Einstieg, aber es ist ja nur eine erfundene Erzählung. Das nächste Sprichwort lässt sich auch auf eine fiktive Geschichte zurückführen und wird dich auf andere Gedanken bringen. Es entsprang wortgetreu der Feder des renommiertesten deutschen Dichters und ist zu finden in dessen wohl bekanntesten Werk. Na…?
Des Pudels Kern
Der gesuchte Schöpfer dieses mittlerweile geflügelten Worts – nachzuschlagen in: Faust – Der Tragödie erster Teil – ist Johann Wolfgang von Goethe.
Falls du Faust noch nicht gelesen hast, solltest du das direkt nach Beendigung dieses Artikels nachholen! Dich erwarten spannende Themen rund um Liebe und Verzweiflung, Sinn und Unsinn des Lebens, Gewalt und Tod.
Sich in seinem Lebensabend befindend, zieht der Gelehrte Heinrich Faust eine vorläufige Bilanz seiner Vita und muss sich eingestehen, dass er aufgrund seines jeher bestehenden, unstillbaren, gar pathologischen Wissensdurstes, verlernt hat, sein Leben zu genießen. Am Ostersonntag unternimmt Faust gemeinsam mit seinem Kollegen Wagner einen Spaziergang. Während Faust die Gelegenheit nutzt, sich seinem Freund anzuvertrauen und über sein Leiden zu sinnieren, gesellt sich ein eigenartiger schwarzer Pudel zu den beiden. Fasziniert und verwundert zugleich beschließt Faust, den Hund mit zu sich nach Hause zu nehmen. Zurück im Studierzimmer wird das Verhalten des Pudels zunehmend seltsamer, daher beschwört Faust ihn mit Zaubersprüchen. Der ihm zugelaufene Hund ändert in Folge dessen seine Gestalt und entpuppt sich als der Teufel Mephisto, was Faust zu der Aussage verleitete: “Das also war des Pudels Kern!“
Da liegt der Hund begraben!
Und das wortwörtlich – zumindest der Sage nach.
Konkret befindet sich die Grabstätte von „Stuczel“, dem Hund, in Winterstein:
Um das 17. Jahrhundert herum war der Ort Schauplatz eines shakespear’schen Szenarios: Die Liebe zweier junger Menschen muss den Feindseligkeiten ihrer zerstrittenen Familien trotzen – und am Ende stirbt jemand.
Die Geschichte rund um Junker Kurt von Wenkheim und Hillerie von Wangenheim ist quasi das sächsische Äquivalent zu “Romeo und Julia”. Allerdings hatte Kurt im Gegensatz zu Romeo keinen menschlichen Mönch zum Vertrauten, sondern einen tierischen Gefährten. Der noch dazu reicher an Treue und Kompetenz war. Denn Stuczel war ein besonderer Hund. Wenn Amor und Hermes mit dem Gedanken spielen würden, sich einen Hund anzuschaffen, so kämen sie nach dem Besuch im Tierheim sicher mit Stuczel zurück. Dieser führte nämlich Botengänge für Hillerie und Kurt aus, sodass sie mit Briefen unbemerkt ihre Liebe aufrecht erhalten konnten.
Stuczel, dem Held des Hybrids aus Trauer- und Lustspiel, wird sogar nachgesagt, er hätte letztendlich auch die Versöhnung beider Familien zu verantworten.[3]
Doch selbst Helden müssen irgendwann das Zeitliche segnen, auch wenn sie in unserer Erinnerung ewig weiter leben. So kam es, dass Stuczel von Hillerie festlich begraben und zu seinen Ehren ein Grabmal errichtete wurde. Dieses ist auch heute noch erhalten – und die wohl einzige Sehenswürdigkeit in Winterstein. Denn in dem verschlafenen Örtchen ist nichts los! Und genau das ist die Bedeutung dieser Redensart.
Aber um ehrlich zu sein, ist das nur eine von vielen Anekdoten bezüglich der letzten Ruhestätte von Hunden:
Diese sind schon lange die besten Freunde vom Menschen, das bestätigt sich auch angesichts der Menge an populären Hundegräbern, die sich meist direkt neben ihrem Herr- oder Frauchen befinden. Peggy Guggenheim sei an dieser Stelle noch genannt als berühmte Vertreterin von Hundefreunden. Diese hat ihre treuen Vierbeiner im Garten ihres Palazzos in Venedig zur ewigen Ruhe gebettet. Und wer weiß, wenn im Spätherbst die Touristenströme versiegen und die Stadt dann mit Einbruch des Winters in einen grauen Schleier gehüllt und annähernd menschenleer eine tiefe Ruhe ausstrahlt, könnte man auch über Venedig sagen: Da liegt der Hund begraben!
Der innere Schweinehund
Ein jeder Mensch kommt mit einem – ebenso sprichwörtlich – zu tragenden Päckchen auf die Welt. Man sagt, dies sei zu Beginn leer und füllt sich erst im Laufe unseres Lebens. Wir munkeln, in diesem Päckchen werden schonmal die Ferkelwelpen verteilt. Ein jeder bekommt einen. Erst klein und schwach, entwickelt er sich rasant zu einem ausgewachsenen Schweinehund, der zuweilen Tauziehen mit unserer Motivation spielt – und das mit der Power einer ganzen Footballmannschaft.
Doch wie sieht er aus, dieser Schweinehund? Vielleicht ja so?
Er sieht wohl einfach wie ein normaler Hund aus. Denn eigentlich lässt sich die Allegorie auf den zur Wildschweinjagd eingesetzten Sauhund zurückführen. Aufgrund seiner Funktion wurde er über die Zeit mit Hetze und Ermüdung assoziiert.[4]
Hunde, die bellen, beißen nicht.
Diese sehr geläufige Redensart sollte, trotz ihres Realitätsbezugs, nicht allzu wörtlich genommen werden. Umgangssprachlich benutzt, bedeutet das Sprichwort: Wer auf aggressive Weise ankündigt, dir Leid zufügen zu wollen, wird dies aller Erfahrung nach nicht tun. Oder: Wer dir ernsthaft schaden will, wird das vorher nicht bekannt machen.
Das basiert auf der Erfahrung, dass das Bellen von Hunden das Gegenüber eher beeindrucken und daher vielmehr zur Flucht auffordern soll. Einem tatsächlichen Angriff geht also keine Warnung voraus. Du kennst solch ein Verhalten vielleicht von den kleinen kläffenden Chihuahuas in den Fußgängerzonen deutscher Großstädte.
Prinzipiell kann man aber sagen, dass Hunde aus den unterschiedlichsten Gründen bellen und die meisten davon sind positiven Ursprungs. Bellen kann eine Aufforderung zur Aufmerksamkeit sein, den Willen zum Spielen ausdrücken, Artgenossen begrüßen oder ganz banal Langeweile ausdrücken. Fühlt sich ein Hund einer bedrohlichen Lage ausgesetzt, so ist das Bellen eher eine Form der Verteidigung und bedeutet nicht notwendig, dass er aggressionsbereit ist. Wichtig ist, den Hund in solchen Situationen nicht weiter zu bedrängen.[5]
Die Körpersprache von Hunden ist sehr komplex und eine Geste kann auch nicht getrennt von anderen interpretiert werden. Wackelt der Schwanz zusätzlich und wie wackelt er? Sind die Ohren aufgestellt oder liegen sie an? Zeigt der Hund die Zähne? All diese Faktoren müssen berücksichtigt werden, um einen Hund genau einschätzen zu können.
Eine Mücke aus einem Elefanten machen... 60sec-Shortcut.
Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt Hopf, der Hund des Meisters einer Bierbrauerei, wurde während der Abwesenheit seines Herrchens, von dessen Gesellen Till Eulenspiegel aufgrund eines Missverständnisses in einer Braupfanne gekocht. |
Des Pudels Kern
Faust kehrt nach einem Spaziergang mit einem ihm zugelaufenen schwarzen Pudel wieder in sein Studierzimmer ein. Dort offenbart das Tier seine wahre Identität und entpuppt sich als der Teufel Mephisto. Dieses Ereignis kommentierte Faust mit den Worten: “Das also war des Pudels Kern!” |
Da liegt der Hund begraben
In Winterstein. Denn dort befindet sich das Grab von Stuczel. Dieser führte Botengänge für Hillerie und Kurt aus, sodass sie mit Briefen unbemerkt von ihren zerstrittenen Familien, ihre Liebe aufrecht erhalten konnten. Letztendlich versöhnten sich alle und Stuczel zu Ehren wurde ein Grabmal erbaut. |
Der innere Schweinehund
Der Schweinehund war ein zur Wildschweinjagd eingesetzter Jagdhund. Mit der Zeit wurde er aufgrund seiner Tätigkeit mit Hetze und Ermüdung assoziiert. |
Hunde, die bellen, beißen nicht
So der allgemeine Glaube. Jedoch ist diese Volksweisheit mit Vorsicht zu genießen. Denn die Körpersprache von Hunden ist sehr komplex und kann nur im gesamten Kontext angemessen interpretiert werden. |
Wissen, wie der Hase läuft...
… mit weiteren spannenden Beiträgen rund um Sprichwörter über Tiere.
Autorin: Elisa
Während meines Kulturwissenschaftsstudiums fand ich meinen Weg zu phase6 und verfasse hier – unter anderem – Beiträge für das phase6 Magazin. Meine Leidenschaft für das Schreiben habe ich 2017 während meines Auslandspraktikums in Barcelona entdeckt, wo ich bereits einige Beiträge verfasst habe.