Redewendungen und Sprichwörter – wir verwenden sie zum Teil täglich und lernen sie schon als Kinder. Heute geht es um ein Möbelstück: um den Tisch – bzw. um Redewendungen zu Tischen. Warum wir jemanden über den Tisch ziehen oder etwas unter den Tisch fallen lassen, erfährst du hier! Warum sagen wir eigentlich…
Jemanden über den Tisch ziehen
Wird einer von zwei Gesprächs- oder Geschäftspartnern vom anderen bewusst manipuliert oder betrogen, sodass er am Ende einen Nachteil hat, so wurde er vom Gegenüber über den Tisch gezogen. Diese Redewendung kommt aus Bayern – genauer gesagt von einer Freizeitbeschäftigung, die dort verbreitet ist: Fingerhakeln. Dabei sitzen sich zwei Personen an einem Tisch gegenüber und verhaken ihre Mittelfinger ineinander. Nun gilt es, den anderen mit dem Finger über den Tisch zu ziehen – dabei zählt nicht nur die Kraft, sondern auch die Technik.
Etwas unter den Tisch fallen lassen
Wenn man etwas verschweigt oder es bewusst nicht anspricht, dann lässt man es unter den Tisch fallen. Die Redensart hat ihren Ursprung in der früheren Gewohnheit, nicht essbare Speisereste unter den Tisch fallen zu lassen. Die nicht essbaren oder unverdaulichen Speisen sind heute die unverdaulichen Themen, die man bildlich gesehen unter den Tisch fallen lässt. Besondere Bedeutung hat das an einem Tisch, an dem etwas verhandelt wird: Spricht man ein Thema offen an, liegt es bildlich gesehen auf dem Tisch und kann diskutiert werden. Verschweigt man das Thema und lässt es unter den Tisch fallen, wird es wahrscheinlich nicht zur Sprache kommen.
Das wurde am grünen Tisch entschieden
Eine Entscheidung, die ohne Bezug zur Realität und Praxis getroffen wird, ist eine Entscheidung am grünen Tisch. Die Redewendung leitet sich von den Tischdecken oder -bezügen der Verhandlungstische her, die früher häufig grün waren, und indirekt auch von der früher weit verbreiteten Meinung, dass Regierungskonferenzen sich selten mit den aktuellen Problemen der Menschen befassten.
Reinen Tisch machen
Macht jemand mit einer Sache reinen Tisch, so klärt er eine Situation auf oder stellt sie richtig. Die Redensart leitet sich vom Lateinischen ab: Tabulae waren antike, mit Wachs überzogene Schreibtafeln, in die Schriftzeichen geritzt wurden. Wollte man die Tafel leeren und zu einer tabula rasa, einer unbeschriebenen Tafel, machen, erhitzte man sie. Das Wachs ist geschmolzen, die Tafel wurde glatt gestrichen und konnte dann wieder neu beschrieben werden. Auch heute kennt man noch die Redewendung “Tabula rasa machen” – oder in der abgewandelten Form “Reinen Tisch machen”.
Egal an welchem Tisch ihr also demnächst sitzt – etwas Interessantes erzählen könnt ihr allemal!
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