Wie Pilze aus dem Boden schießen
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„Der Mensch ist wie ein Pilz: Schützt man ihn vor dem Regen, kann er nicht wachsen und sich entwickeln.“ [Pavel Kosorin]
Was ihre Wachstumsbedingungen angeht, sind Pilze jedoch alles andere als anspruchslos. Das im Sprichwort enthaltene “schießen” suggeriert, dass sie immer und überall erstaunlich schnell aus dem Erdboden in die Höhe wachsen. Allerdings ist das höchstens der Fall, wenn das Klima stimmt: Die Lufttemperatur sollte dafür konstant warm sein, wobei gleichzeitig eine ausreichende Luftfeuchtigkeit herrschen muss, die beispielsweise durch anhaltende Regenfälle entsteht. Die besten Witterungsbedingungen bieten demnach schwüle Sommer- oder Herbsttage.[2]
Aber die Redensart wäre wohl nicht zu einem geflügelten Wort geworden, hätte man sie nur an besonders feucht-warmen Tagen verwendet…
“Das ist keinen Pfifferling wert!”
Jene Redewendung lässt sich ähnlich gut herleiten wie die Vorangegangene. Da der Pfifferling damals zu den am häufigsten vorkommenden Pilzarten gehörte und das Angebot dementsprechend größer war als die Nachfrage, büßte der Pfifferling einiges an Wert ein und wurde sozusagen zum Sinnbild für Wertlosigkeit. Das erklärt auch sein Erscheinen in anderen bekannten Sprichwörtern wie “keinen Pfifferling auf etwas geben” oder Aussagen wie: “Das interessiert mich keinen Pfifferling!”[3]
Ein Glückspilz sein
Haben wir nicht alle diese eine Person im Bekanntenkreis, der einfach alles zu gelingen scheint? Jener Mensch, für den meist alles gut ausgeht, obwohl er nicht viel dafür tut? Das scheint ein echter Glückspilz zu sein! Und vielleicht sind wir ab und zu etwas neidisch auf den scheinbar hindernisfreien Werdegang unseres Gegenübers. Womöglich werden wir dann auch argwöhnisch, weil wir ihm dieses zufliegende Glück nicht gönnen wollen. Genau aus diesem Grund ist der durchaus positiv klingende Ausspruch “Du bist ein echter Glückspilz!” nicht selten mit negativen Gefühlen verknüpft.
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„Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.“ [Erskine Caldwell]
Da der hübsch gepunktete Fliegenpilz häufig als Symbol für den Glückspilz verwendet wird, könnte man die Redewendung auch auf diese spezielle Pilzart übertragen. Isst man den roten Pilz, – was unter keinen Umständen ausprobiert werden sollte! – sorgen die darin enthaltenen Wirkstoffe für Trubel in unserem Organismus. Auf körperlicher Ebene ist die Folge des Fliegenpilzkonsums meist ein abruptes Erbrechen, auf psychischer Ebene, also im Hirn des Essenden, kann der Konsum zu akustischen, visuellen und sensorischen Halluzinationen führen. Diese “psychotrope Wirkung” bringt unberechenbare Schwankungen mit sich: “Es kann zu einem wellenartigen Wechsel von aktiven Phasen und ohnmachtsähnlichem Schlaf kommen, begleitet von lebhaften Träumen”[5], wie die Leipziger Initiative “Drug Scouts” berichtet.
Nicht jeder Fliegenpilz besitzt die gleiche Menge und Intensität an Inhaltsstoffen, die auf unseren Körper wirken. Dadurch gestaltet sich die Dosierung des natürlichen Rauschmittels sehr schwierig und ob die Wirkung eher berauschend ist oder zu einer ernsthaften Vergiftung führt, ist demnach … Glückssache. Also besser die Finger davon lassen![6]